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Rund 155.000 Ziegen werden laut Statistischem Bundesamt in Deutschland gehalten, davon 50 % allein in Süddeutschland (Bayern und Baden-Württemberg) und gut ein Drittel auf ökologisch wirtschaftenden Betrieben. Viele Betriebe sind Hobbyhaltungen und Kleinbetriebe mit weniger als 20 Ziegen (etwa 85 % aller Betriebe), aber gerade in der Milchziegenhaltung ist in den letzten Jahren ein positiver Trend zu verzeichnen. Dort gibt es auch Betriebe mit über 500 Tieren. 
Unterteilt werden die Ziegenrassen in Milchziegenrassen, Fleischziegenrassen, Zweinutzungsrassen und Erhaltungsrassen. Die bedeutendsten Ziegenrassen in Deutschland sind die Bunte und Weiße Deutsche Edelziege, die Thüringer Wald Ziege und die Burenziege. Mehr als die Hälfte der in Deutschland gehaltenen Ziegenrassen gilt als gefährdet.

 

Milchziegenrassen

In Deutschland gibt es derzeit insgesamt ca. 300 Milchziegenbetriebe, Tendenz steigend. Die meisten Betriebe liegen, wie bereits erwähnt, in Süddeutschland. Obwohl im Grunde die gleichen Vertriebsstrukturen funktionieren (Milch an Molkerei, Milchprodukte von dort an Supermarkt), ist im Vergleich zur Kuhmilchproduktion der Anteil der Selbstvermarkter relativ hoch, da hier höhere Gewinnspannen möglich und üblich sind. Neben üblichen Produkten wie Milch, Käse und Joghurt findet Ziegenmilchpulver zum Beispiel Verwendung in der Säuglingsnahrung und erfreut sich daher einer wachsenden Beliebtheit.

 

Deutsche Edelziege

Die Deutsche Edelziege wurde über die Jahre in einigen Varianten gezüchtet, die sich im Grunde ausschließlich durch ihre verschiedenen Fellfarben unterscheiden. Allen gemeinsam ist die gute Milchleistung, Fruchtbarkeit, Robustheit und Langlebigkeit. Die häufigste Variante ist die Bunte Deutsche Edelziege, gefolgt von der Weißen Deutschen Edelziege.

Steckbrief Deutsche Edelziege    
  Ziegen Böcke
Widerristhöhe 70 - 90 cm 80 - 100 cm
Gewicht 55 - 75 kg 70 - 100 kg
Milchleistung 850 – 1000 kg mit 3,2 – 3,5 % Fett und 2,8 – 3,0 % Eiweiß  
Fruchtbarkeit 1,8 – 2,0 Kitze/Jahr  
Herkunft und Status Deutschland, gefährdet  

 

Harzer Ziege

Farbvariante mit hellem Bauch und seitlichem schwarzen Streifen

Frankenziege

Farbvariante mit dunklem Bauch

Bildquelle: https://www.ziegenzucht-rottal-inn.de

 

Schwarzwaldziege

Farbvariante mit hellem Bauch

Erzgebirgsziege

Farbvariante mit dunklem Bauch

 

Weiße deutsche Edelziege

Die Weiße Deutsche Edelziege unterscheidet sich von der Bunten Deutschen Edelziege ebenfalls nur in der Farbe. Es wird züchterisch auf ein reinweißes Äußeres geachtet, lediglich an Nase, Ohren und Euter sind leichte Pigmentflecken zulässig.

 

Holländer Schecken

Holländer Schecken sind eine sehr robuste, mittelgroße, langbeinige Rasse mit einem in Schwarz-, Grau-, Braun- und Weißtönen geflecktem Fell.

Steckbrief Holländer Schecken    
  Ziegen Böcke
Widerristhöhe 70 - 75 cm 75 - 85 cm
Gewicht 50 - 70 kg 80 - 100 kg
Milchleistung 600 – 850 kg Milch mit 3,0 – 3,2 % Fett und 2,0 – 2,8 % Eiweiß  
Fruchtbarkeit frühreif, fruchtbar, 1,8 - 2,0 Kitze pro Jahr  
Herkunft und Status Niederlande, nicht gefährdet  

 

Saanenziege

Bei der Saanenziege handelt es sich um eine großwüchsige, leistungsstarke Milchziegenrasse mit reinweißem Fell. Aufgrund ihrer sehr guten Milchleistung wird sie in vielen Ländern genutzt. 

Steckbrief Saanenziege    
  Ziegen Böcke
Widerristhöhe 75 - 85 cm 80 - 100 cm
Gewicht 50 - 70 kg 70 - 100 kg
Milchleistung sehr gut! 750 – 1000 kg Milch mit 3,0 – 3,2 % Fett und 2,8 – 3,0 % Eiweiß  
Fruchtbarkeit gut, 1,8 - 2,0 Kitze pro Jahr, sehr gute Muttereigenschaften  
Herkunft und Status Schweiz, nicht gefährdet  

 

Toggenburger Ziege:

Die Toggenburger Ziege kann kurze oder lange Haare haben und ist hellbraun bis mausgrau gefärbt. Dabei sind die Beine, der Schwanzansatz und die Ohren stets hell und ein heller Streifen zieht vom Ohrgrund zum Maul. Sie sind fruchtbar, widerstandsfähig und haben eine gute Milchleistung. Außerdem eignen sie sich zur Landschaftspflege.

Steckbrief Toggenburger Ziege    
  Ziegen Böcke
Widerristhöhe 68 - 80 cm 75 - 90 cm
Gewicht 50 - 70 kg 65 - 100 kg
Milchleistung 700 – 800 kg Milch mit 4,0 – 5,0 % Fett und 3,0 – 4,0 % Eiweiß  
Fruchtbarkeit frühreif, gute Fruchtbarkeit, ca. 2 Kitze pro Jahr, sehr gute Muttereigenschaften  
Landschaftspflege geeignet  
Herkunft und Status Schweiz, nicht gefährdet  

 

Appenzeller Ziege

Die Appenzeller Ziege hat rein-weißes, mittellanges Fell und ist meist hornlos. Trotz ihrer sehr guten Milchleistung gilt sie heute als gefährdet. Die Appenzeller Ziege hat rein-weißes, mittellanges Fell und ist meist hornlos. Trotz ihrer sehr guten Milchleistung gilt sie heute als gefährdet. 

Steckbrief Toggenburger Ziege    
  Ziegen Böcke
Widerristhöhe 75 - 80 cm 75 - 85 cm
Gewicht 55 - 75 kg 75 - 95 kg
Milchleistung 800 – 1.200 kg Milch mit 2,9 – 3,3 % Fett und 2,7 – 3,0 % Eiweiß  
Fruchtbarkeit 1,8 - 2,0 Kitze pro Jahr, sehr gute Muttereigenschaften  
Landschaftspflege geeignet  
Herkunft und Status Schweiz, gefährdet  

 

Fleischziegenrassen

Fleischziegenrassen zeichnen sich durch gute Fruchtbarkeit, gute Muttereigenschaften und Frohwüchsigkeit aus und werden oft zusammen mit Schafen als Landschaftspfleger eingesetzt.

 

Burenziege

Die Burenziege ist eine aus Südafrika stammende Ziegenrasse, die in Deutschland erst seit 1978 gezüchtet wird. Es handelt sich um eine langbeinige, gut bemuskelte Ziegenrassen, die normalerweise ein weißes Fell mit rotbraun bis hellbraun gezeichnetem Kopf mit weißer Blesse aufweist. Bemerkenswert ist vor allem die asaisonale Brunst, die bis zu 3 Ablammungen in 2 Jahren ermöglicht. Drillingsgeburten sind vergleichsweise häufig und die Lämmer frohwüchsig. Die Ziegen selbst bringen gute Muttereigenschaften mit und sind exzellent für die Landschaftspflege geeignet. Daher werden sie in Deutschland häufig zur Unterdrückung von Verbuschung eingesetzt, gerne gemeinsam mit Schafen.

Steckbrief Burenziege    
  Ziegen Böcke
Widerristhöhe 65 - 80 cm 80 - 95 cm
Gewicht 70 - 85 kg 90 - 120 kg
Fleischleistung 200 – 250 g tägliche Zunahme, zum Teil erheblich mehr  
Fruchtbarkeit Sehr gut! Erste Ablammung bis 19 Monate, dann bis zu 3 Ablammungen in 3 Jahren, Drillingsgeburten häufig. Dadurch 2,0 - 2,5 Kitze pro Jahr  
Landschaftspflege bestens geeignet  
Herkunft und Status Südafrika, nicht gefährdet  

 

Ovamboziege:

Bildquelle: https://image.jimcdn.com

Obwohl in Deutschland eher selten vertreten, ist auch die Ovamboziege eine gute, anspruchslose und ruhige Fleischrasse. Sie haben lang herabhängende Ohren und verschiedenste Fellfärbungen und -längen. Sie sind deutlich kleiner und leichter als die Burenziegen, weisen jedoch vergleichbare tägliche Zunahmen auf.

Steckbrief Ovamboziege    
  Ziegen Böcke
Widerristhöhe 60 - 75 cm 70 - 85 cm
Gewicht 40 - 50 kg 70 - 80 kg
Fleischleistung ca. 200 g  pro Tag  
Fruchtbarkeit ca. 1,5 Kitze pro Jahr  
Landschaftspflege geeignet  
Herkunft und Status Westafrika, gefährdet  

 

Zweinutzungsrassen

Zweinutzungsrassen eignen sich sowohl für die Milch- als auch für die Fleischproduktion.

 

Dänische Landziege

Die Dänische oder Niederländische Landziege ist mittelgroß mit starkem Fundament. Sie ist ein guter Futterverwerter, anspruchslos und robust. Es gibt dänische Landziegen mit kurzem und langem Fell und in 7 definierten Farbstandards: wildfarbig, schwarz-wildfarbig, harzfarbig, schwarz, weiß, blau und gescheckt. Die Rasse stand um 1980 kurz vor der Ausrottung.

Steckbrief Dänische Landziege    
  Ziegen Böcke
Widerristhöhe 75 - 80 cm 85 - 95 cm
Gewicht 45 - 65 kg 70 - 90 kg
Milchleistung > 700 kg Milch mit 4,28 % Fett und 3,18 % Eiweiß (300 Tage Laktation)  
Landschaftspflege geeignet  
Herkunft und Status Dänemark, gefährdet  

 

Anglo-Nubier-Ziege

Anglo-Nubier-Ziegen sind großrahmig und langbeinig mit charakteristischen langen, hängenden Ohren und einer deutlichen Ramsnase. Die Fellfarbe rangiert von schwarz über braun bis weiß mit zum Teil markanter Fleckung in unterschiedlichsten Farbkombinationen.

Steckbrief Anglo-Nubier-Ziege    
  Ziegen Böcke
Widerristhöhe 80 - 100 cm ca. 100 cm
Gewicht 70 - 80 kg ca. 100 kg
Milchleistung sehr gut! 800 - 1000 kg mit 4,0 - 5,0 % Fett und 3,0 - 4,0 % Eiweiß, Spitzenziegen bis zu 2.000 kg  
Fleischleistung gut, Jungböcke etwa 200 g Zunahme pro Tag, teilweise deutlich mehr  
Fruchtbarkeit frühreif, gute Fruchtbarkeit, ca. 2 Lämmer pro Jahr  
Landschaftspflege geeignet  
Herkunft und Status Großbritannien, nicht gefährdet  

 

Thüringer Waldziege

Die Thüringer Waldziege ist einheimisch. Ihr Fell ist hell bis dunkelbraun, selten auch schwarz. Charakteristisch ist der weiße Streifen von den weiß gesäumten Ohren zum weiß gesäumten Maul. Auch Spiegel und Unterbeine sind weiß gefärbt. Es handelt sich um eine milchbetonte Zweinutzungsrasse.

Steckbrief Thüringer Waldziege    
  Ziegen Böcke
Widerristhöhe 65 - 75 cm 88 - 90 cm
Gewicht 40 - 70 kg 70 - 100 kg
Milchleistung 700 - 1000 kg mit 3,5 % Fett und mindestens 3,0 % Eiweiß  
Fruchtbarkeit gut, 1,8 - 2,0 Kitze pro Jahr  
Landschaftspflege geeignet  
Herkunft und Status Deutschland, gefährdet  

 

Erhaltungsrassen

Die Ziegenrassen, die unter die Kategorie „Erhaltungsrassen“ fallen, gelten allesamt als im Bestand gefährdet. Sie wurden häufig von anderen, leistungsstärkeren Ziegenrassen verdrängt, bis an den Rand der Ausrottung. Heut werden viele dieser Rassen züchterisch von Zuchterhaltungsinitiativen betreut und es konnten in den meisten Fällen in den letzten Jahrzehnten gewisse Fortschritte erzielt werden. Da die meisten dieser Ziegenrassen wirtschaftlich ihren Konkurrenten unterlegen sind, werden sie eher selten zur Milch- oder Fleischproduktion, sondern meist zur Landschaftspflege oder als Hobby- und Zootiere gehalten.

 

Bündner Strahlenziege

Die gehörnte Bündner Strahlenziege weist eine markante Fellfärbung auf: Die Grundfarbe ihres glatten, kurzen Fells ist schwarz mit charakteristischen Abzeichen: die Streifen von Horn zum Maulwinkel (Strahlen), Spiegel, Stiefel und die Schwanzunterseite sind weiß.

Steckbrief Bündner Strahlenziege    
  Ziegen Böcke
Widerristhöhe 70 - 80 cm 75 - 85 cm
Gewicht 45 - 50 kg 65 kg
Milchleistung 450 – 600 kg Milch mit 3,4 % Fett und 3,0 % Eiweiß  
Landschaftspflege geeignet  
Herkunft und Status Schweiz, gefährdet  

 

Pfauenziege

Im Herdbuch werden die Pfauenziegen aufgrund ihrer guten Mastfähigkeit als Fleischziegen geführt. Dennoch werden sie in der Schweiz auch als Milchrasse gehalten. Auch diese Rasse stand kurz vor der Ausrottung, inzwischen gibt es in der Schweiz wieder etwa 300 Tiere. Sie eignen sich gut für schwieriges Gelände. Die behornten Tiere weisen einen vorwiegend weißen Vorderkörper und einen vorwiegend schwarzen Hinterkörper auf. Schwarze Strahlen ziehen von den Ohren zum schwarzen Maul, auch die Beine sind meist schwarz bestiefelt. Dagegen sind Oberschenkel und Schwanz weiß. Auch der weiße Flankenfleck ist typisch.

Steckbrief Pfauenziege    
  Ziegen Böcke
Widerristhöhe 70 - 80 cm 85 - 95 cm
Gewicht 50 - 60 kg 75 - 85 kg
Milchleistung ca. 470 kg  
Fleischleistung gut, frohwüchsig  
Fruchtbarkeit gute Fruchtbarkeit, gute Muttereigenschaften  
Landschaftspflege geeignet, auch in schwierigem Gelände  
Herkunft und Status Schweiz, gefährdet  

 

Tauernschecke

Die Tauernschecken wurden ursprünglich rund um den Großglockner in Österreich gehalten. Es handelt sich um trittsichere Gebirgsziegen. Sie sind gehörnt und durch ihre charakteristische schwarz-braun-weiße Fleckung am Körper, schwarzen Beine und eine weiße Blässe unverwechselbar. Ihre Milch wurde früher für den originalen Pinzgauer Käse verwendet.

Steckbrief Tauernschecke    
  Ziegen Böcke
Widerristhöhe 70 - 80 cm 75 - 90 cm
Gewicht 50 - 70 kg 60 - 85 kg
Milchleistung 850 kg in 270 Tagen  
Fruchtbarkeit gut, Zwillinge sind die Regel  
Landschaftspflege geeignet, auch in schwierigem Gelände  
Herkunft und Status Österreich, gefährdet  

 

Walliser Schwarzhalsziege

Die Walliser Schwarzhalsziege war lange Zeit die zahlenmäßig kleinste Rasse in der Schweiz. Die kräftige Hochgebirgsrasse ist gehörnt, mittelgroß, muskulös, sehr stark behaart und wird als „Gletschergeiß“ bezeichnet. Während die hintere Körperhälfte stets weiß ist, einschließlich der Klauen, kann die vordere Körperhälfte schwarz oder kupferfarben sein. Der Rassestandard ist schwarz. Lange Zeit wurden daher die kupferfarbenen Ziegen als „Fehlfarbe“ aus der Zucht ausgeschlossen. Erst 2007 nahm sich eine Rasseerhaltungsinitiative der tatsächlich eigenständigen Rasse „Kupferhalsziege“ an und startete mit nur 28 Tieren ein Zuchterhaltungsprogramm – und inzwischen gibt es wieder mehrere Hundert Kupferhalsziegen. Da der Genpool jedoch begrenzt ist, werden die Züchter der Walliser Schwarzhalsziege gebeten, Ausschau nach kupferfarbenen Tieren zu halten.

Steckbrief Walliser Schwarzhalsziege    
  Ziegen Böcke
Widerristhöhe 70 - 75 cm 75 - 85 cm
Gewicht 45 - 60 kg 65 - 90 kg
Milchleistung ca. 600 kg mit 3,0 % Fett 3,1 % Eiweiß  
Fleischleistung gut, ca. 200g Zunahme am Tag in den ersten 12 Wochen  
Fruchtbarkeit gut, ca. 1,5 Lämmer pro Jahr  
Herkunft und Status Schweiz, gefährdet  

 

Bulgarische schraubenhörnige Langhaarziege

Diese bulgarische Züchtung weist ein üppiges, langes Haarkleid verschiedenster Färbungen und imposante geschraubte Hörner auf. Die in Deutschland gehaltenen Ziegen dieser Rasse gehen auf eine kleine Zuchtgruppe zurück, die 1968 im Zoopark Erfurt begonnen wurde. Sie werden heute fast ausschließlich als Fleischziegen genutzt, auch wenn sie sich theoretisch ebenso zur Milch- und Wollerzeugung eignen würden und damit eine Dreinutzungsrasse sind.

Steckbrief Bulgarische schraubenhörnige Langhaarziege    
  Ziegen Böcke
Widerristhöhe 65 - 75 cm 70 - 80 cm
Gewicht 45 - 50 kg 60 - 70 kg
Landschaftspflege geeignet  
Herkunft und Status Bulgarien, gefährdet  

 

Girgentana Ziege

Die helle Girgentana-Ziege kommt aus Italien, hat aber vermutlich ursprünglich asiatische Wurzeln. Sie ist anspruchslos und robust und zeichnet sich durch gute Milchinhaltsstoffe aus. Charakteristisch sind die spektakulären, Korkenzieher-artigen Hörner, die mit einer Innendrehung senkrecht nach oben wachsen. Sie können bei Böcken bis zu 60 cm lang werden. Durch die spärliche Unterwolle ist die Rasse eher für wärmere Regionen geeignet. Obwohl lange Jahre die Hauptnutzungsrasse Siziliens, schrumpfte der Bestand in den 1990er Jahren auf nur noch rund 50 Tiere. Durch Zuchterhaltungsprogramme konnte sich die Rasse etwas erholen und zählt nun wieder mehrere hundert Tiere.

Steckbrief Girgentana Ziege    
  Ziegen Böcke
Widerristhöhe 60 - 80 cm 80 - 90 cm
Gewicht 40 - 50 kg 60 - 80 kg
Milchleistung 300 – 490 kg Milch mit 4,7 % Fett und 4,2 % Eiweiß (180 Tage Laktation). Spitzentiere leisten aber bis zu 800 kg.  
Fruchtbarkeit 2,0 Lämmer pro Lammung  
Landschaftspflege geeignet  
Herkunft und Status Italien, gefährdet  

 

Nera Verzasca

Der Ursprung der Rasse liegt, wie der Name schon sagt, im Verzasca-Tal in der Schweiz. Es handelt sich um eine robuste, große, kräftige aber trotzdem sehr genügsame Gebirgsziegenrasse mit kurzem schwarzen Fell, dichtem Unterhaar und kräftigen Hörnern. Sie sind stolz und sehr freiheitsliebend und daher bestens für die extensive Gebirgshaltung im Tessin, weniger für die Stallhaltung, geeignet. Angesichts des zumeist sehr kargen Nahrungsangebotes ist ihre Milchleistung beachtlich.

Steckbrief Nera Verzasca    
  Ziegen Böcke
Widerristhöhe 75 - 85 cm 85 - 95 cm
Gewicht 60 - 70 kg 80 - 90 kg
Milchleistung 320 kg in 120 Tagen oder 450 - 600 kg Milch in 200 Tagen mit 3,1 % Fett und 2,9 % Eiweiß  
Fleischleistung gut  
Landschaftspflege geeignet  
Herkunft und Status Schweiz, gefährdet  

 

Blobe Ziege

Die Blobe Ziege ist eine der ältesten Gebirgsziegenrassen Tirols. Sie ist kräftig, eher groß und stämmig mit kräftigen Hörnern und optimal für die Beweidung im Gebirge geeignet. Die Fellfärbung ist einheitlich in Grautönen gehalten – von Silbergrau bis zum charakteristischen Blaugrau. Dieser blaue Unterton verlieh der Rasse ihren Namen: „Blobe“ bedeutet im Tirolerischen „Blau“. Auf dem sonst einheitlichen Fell tragen die Tiere einen dunklen Aalstrich auf dem Rücken und dunkle bis schwarze Stiefel. Neben einer soliden Milchleistung lassen sich auch sehr gute Fleischleistungen erzielen, es handelt sich also um eine Mehrnutzungsrasse. Man könnte fast sagen, sie sind die Entsprechung der Rinderrasse Tiroler Grauvieh.

Steckbrief Blobe Ziege    
  Ziegen Böcke
Widerristhöhe 70 - 85 cm 70 - 90 cm
Gewicht 45 - 75 kg 65 - 85 kg
Milchleistung gut  
Fleischleistung gute Mastfähigkeit  
Landschaftspflege geeignet  
Herkunft und Status Österreich, gefährdet  

 

Roveziege

Die Roveziege ist robust und genügsam und wird heute vor allem in der Provence gehalten. Dort wird die Milch zu zahlreichen lokalen Käsesorten (Brousse du Rove) verarbeitet. Sie sind meist rotbraun, seltener auch schwarz, gescheckt, grau oder blond und haben imposante, kräftige, leicht gedrehte Hörner. In Deutschland gibt es nur einige wenige Exemplare.

Steckbrief Roveziege    
  Ziegen Böcke
Widerristhöhe 70 - 80 cm 75 - 90 cm
Gewicht 50 - 60 kg 80 - 90 kg
Milchleistung 250 - 500 kg Milch mit einem hohen Fett- und Eiweißgehalt  
Fleischleistung gut  
Herkunft und Status Frankreich, gefährdet  

 

Pinzgauer Ziege

Die Pinzgauer Ziegen sind gehörnt, sehr robust und sowohl als Fleisch- und Milchziege als auch zur Landschaftspflege einsetzbar. Das Fell ist kastanienbraun mit einem schwarzen Aalstrich auf dem Rücken, einem schwarzen Bauch und schwarzer Gesichtszeichnung. Die Hörner der männlichen Tiere können bis zu 95 cm lang werden. Auch die Pinzgauer Ziege ist vom Aussterben bedroht. 1988 waren nur noch 26 Tiere übrig, heute gibt es dank Erhaltungsinitiativen immerhin wieder etwa 250 Tiere.

Steckbrief Pinzgauer Ziege    
  Ziegen Böcke
Widerristhöhe 70 - 80 cm 80 - 90 cm
Gewicht 60 - 80 kg 80 - 100 kg
Milchleistung 500 - 600 kg pro Jahr, hoher Eiweißgehalt  
Fleischleistung gut, 190 - 210 g pro Tag  
Landschaftspflege geeignet  
Herkunft und Status Österreich, gefährdet  

 

Wollziegenrassen
Angoraziege

Die aus Ankara stammende Angoraziege fällt durch ihr langes, spiraliges oder gelocktes Haarkleid auf. Es wurde als „Mohair“ weltweit bekannt. Da sie Nässe und Feuchte nicht gut leiden können, sind sie für die deutschen Klimaverhältnisse nicht gut geeignet. Sie fühlen sich in Trockensteppen und Wüsten deutlich wohler.

Steckbrief Angoraziege    
  Ziegen Böcke
Widerristhöhe 45 -60 cm 50 - 70 cm
Gewicht 30 - 40 kg 45 - 55 kg
Wolle 3 - 6 kg Wolle pro Jahr mit 12 - 15 cm Stapellänge  
Fruchtbarkeit mäßig, meist nur ein kleines Kitz, Muttereigenschaften mäßig  
Landschaftspflege geeignet  
Herkunft und Status Türkei, nicht gefährdet  

 

Kaschmirziege

Wie der Name schon sagt, stammt die Kaschmirziege aus den Hochgebirgssteppen Zentralasiens. Während die meisten Tiere heute in China und der Mongolei leben, gibt es auch in Australien, Neuseeland und den USA große Kaschmirziegenherden. Auch in Schottland finden sich größere Bestände. Es handelt sich um kleine, gehörnte Ziegen mit einem langen, glatten Oberfell in Weiß, Grau, Schwarz oder Braun und einer feinen, dichten Unterwolle. Diese wird mehrmals im Jahr ausgekämmt.

Steckbrief Kaschmirziege    
  Ziegen Böcke
Widerristhöhe 50 - 60 cm 60 - 70 cm
Gewicht 30 - 40 kg 50 - 60 kg
Wolle 120 - 300 Gramm Unterwolle pro Jahr  
Fruchtbarkeit mäßig  
Landschaftspflege geeignet  
Herkunft und Status Indien / Pakistan, nicht gefährdet  

 

Die Westafrikanische Zwergziege

Die westafrikanische Zwergziege bekommt hier eine ganz eigene Kategorie, da sie wirtschaftlich hierzulande eigentlich nicht genutzt wird. Sie ist in Deutschland in der Hobbyziegenhaltung sehr beliebt, in ihrem Ursprungsgebiet wird sie jedoch auch zur Fleisch- und Fellproduktion gehalten. Bemerkenswert ist ihre Fruchtbarkeit: Sie kitzen im Jahr ca. 1,5 mal (also 3 mal in 2 Jahren) und bringen fast immer mehrere Zicklein zur Welt. Sie erscheinen in verschiedensten Farbkombinationen und gelten als frech und aufgeweckt, aber genügsam.

Steckbrief Westafrikanische Zwergziege    
  Ziegen Böcke
Widerristhöhe 40 - 45 cm 45 - 50 cm
Gewicht 20 - 25 kg 20 - 30 kg
Fruchtbarkeit sehr gut, 1,5 Ablammungen pro Jahr, Drillinge keine Seltenheit  
Landschaftspflege geeignet  
Herkunft und Status Westafrika, nicht gefährdet  

 

Infobox
Welche Ziegenrassen gelten als gefährdet ?

Leider gelten heute viele Ziegenrassen als gefährdet. Darunter sind die Deutsche Edelziege in allen Varianten, die Appenzeller Ziege, die Ovambo Ziege, die Dänische Landziege und die Thüringer Wald Ziege sowie alle hier vorgestellten Erhaltungsrassen: Bündner Strahlenziege, Pfauenziege, Tauernschecke, Walliser Schwarzhalsziege, Bulgarische schrauenhörnige Langhaarziege, Girgentana Ziege, Nera Verzasca, Blobe Ziege, Roveziege, Pinzgauer Ziege.

 

Die Superstars der Ziegen

Die Kamerun-Zwergziege ist die kleinste Ziegenrasse mit nur etwa 45 cm. 
Obwohl die Anglo-Nubier-Ziege meistens als größte Ziegenrasse der Welt bezeichnet wird, gibt es noch einen starken Konkurrenten um diesen Titel: Die seltene nordamerikanische Schneeziege wird bis zu 120 cm groß und damit größer als die Nubischen Ziegen.
Den Rekord für die größte Hornspannweite hält mit 140 cm ein Capra-Sempione-Bock (Walliser).
Die teuerste Ziege wurde 2010 für umgerechnet gut 61.000 € verkauft und war ein Angora-Ziegenbock.
Mit 278 Kilogramm Lebendgewicht hält ein schwarzer Beetal-Ziegenbock den Rekord als schwerste Ziege der Welt.
Die höchste Milchleistung bringen Saanen-Ziegen mit ca. 3,8L pro Tag.

 

Exkurs: Die Ziege als Landschaftspfleger

In der Kulturlandschaftspflege werden häufig Schafe und Ziegen gemeinsam genutzt, um die Flächen vor Verbuschung zu schützen. Eine gut funktionierende Kombination sind Merinoschafe mit Burenziegen. Warum ist dies so?
Ziegen und Schafe zeigen ein unterschiedliches, sich gut ergänzendes Fressverhalten. Während Schafe sich vorrangig auf frisches Gras und Kräuter stürzen, sind Ziegen auch an Sträuchern, Hecken und frischem Laub interessiert. Wählerisch sind sie dabei wirklich nicht: Auch dorniges Strauchwerk wie Brombeeren, Schlehe und Weißdorn fällt dem Hunger der Ziegen zum Opfer.