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Fütterung von Schafen im Winter: Praxisratgeber für gesunde Herden

Wenn die Tage kürzer werden und die Temperaturen fallen, verändert sich auch das Leben im Schafstall. Für viele Halter steht jetzt die Fütterung der Schafe im Winter im Mittelpunkt. Gerade in der kalten Jahreszeit entscheidet das richtige Futtermanagement über Gesundheit, Kondition und Wirtschaftlichkeit der Herde. Der Einfluss reicht von der Vitalität der Tiere bis hin zur Lämmergesundheit im Frühjahr. 

Dieser Ratgeber zeigt, worauf es bei der Fütterung von Schafen im Winter wirklich ankommt und gibt praxisnahe Empfehlungen für eine optimale Versorgung in der kalten Jahreszeit.

Schafe & Ziegen entwurmen: Wichtige Endoparasiten in Deutschland

Schafe und Ziegen werden in Deutschland häufig von ähnlichen inneren Parasiten befallen – vor allem Magen-Darm-Würmer und Lungenwürmer. Je nach Tierart können Symptome, Empfindlichkeit und Krankheitsverlauf jedoch unterschiedlich ausfallen. Nur wer die wichtigsten Parasiten erkennt, kann seine Schafe oder Ziegen gezielt entwurmen und die Herde schützen.

In diesem Abschnitt geht es ausschließlich um Endoparasiten – also Parasiten, die im Inneren des Tieres leben. Sie stellen besondere Herausforderungen dar, da sie schwerer zu erkennen sind und andere Maßnahmen zur Bekämpfung erfordern als äußere Parasiten (Ektoparasiten).

Häufige Magen-Darm-Parasiten

Zu den wichtigsten Magen-Darm-Würmern bei kleinen Wiederkäuern in Deutschland zählen:

  • Haemonchus contortus (roter gedrehter Magenwurm): Besonders blutsaugend, Hauptverursacher von Blutarmut.
  • Teladorsagia circumcincta (Brauner Magenwurm)
  • Moniezia (Bandwürmer): können mehrere Meter lang werden, auch schon bei Jungtieren
  • Strongyloides papillosus (Zwergfadenwurm)
  • Weitere Dünndarmwürmer wie Trichostrongylus spp. und Nematodirus spp.

Typische Symptome:

  • Blutarmut – erkennbar an blassen Schleimhäuten, z. B. an der Bindehaut
  • Durchfall – vor allem bei Jungtieren, manchmal sogar blutig
  • Abmagerung, schlechte Gewichtszunahme
  • Leistungsminderung, stumpfes Fell
  • Schwäche, in schweren Fällen plötzliche Todesfälle (insbesondere durch Haemonchus)
  • Bei massivem Befall (v.  a. Nematodirus oder Bandwurm): seltener auch Darmverschluss, meist bei Lämmern oder Kitzen


Die Anfälligkeit und der Verlauf können sich zwischen Schafen und Ziegen unterscheiden – Schafe sind meist empfindlicher, Ziegen zeigen Symptome oft erst spät oder weniger deutlich.

Leberparasiten

In Deutschland ist vor allem der große Leberegel (Fasciola hepatica) relevant. Die Infektion erfolgt über das Grasen auf feuchten, sumpfigen oder überschwemmten Weiden, da dort die infektiösen Larven durch den Zwischenwirt Zwergschlammschnecke vorkommen.

Typische Symptome:

  • Abmagerung, schlechtes Wachstum
  • Leistungsminderung
  • Blutarmut (blasse Schleimhäute)
  • In chronischen Fällen: Leberfunktionsstörungen, erhöhte Anfälligkeit für andere Krankheiten


Leberegelbefall wird häufig erst spät erkannt, da die Symptome oft unspezifisch bleiben. Besonders gefährdet sind Tiere auf feuchten Standorten mit hohem Schneckenaufkommen.

Wichtige Lungenwürmer

Zu den bedeutendsten Lungenparasiten in Deutschland zählen:

  • Dictyocaulus filaria (Großer Lungenwurm): Befällt die großen Bronchien
  • Protostrongyliden (Kleine Lungenwürmer, z. B. Protostrongylus rufescens, Muellerius capillaris): Siedeln sich in den kleinen Bronchien und Lungenbläschen an. Häufig sind Ziegen von kleinen Lungenwürmern betroffen, da sie kaum eine Immunität dagegen ausbilden können.


Typische Symptome eines Lungenwurmbefalls:

  • Husten, teils anfallsartig (v.a. beim großen Lungenwurm)
  • Nasenausfluss
  • Erschwerte Atmung, Atemnot
  • Reduzierte Futteraufnahme, Abmagerung
  • Schwäche, geringere Leistungsfähigkeit
  • Erhöhte Anfälligkeit für bakterielle Sekundärinfektionen (z. B. Lungenentzündung)

Die Symptome können je nach Befallsgrad und Parasit variieren. Besonders gefährdet sind Jungtiere. Ziegen reagieren meist empfindlicher als Schafe und zeigen oft früher deutliche Krankheitsanzeichen.

Risiken und Folgen von Wurmbefall: Gesundheit und Wirtschaft

Gesundheitliche Folgen für die Herde

wird oft erst spät erkannt, beeinträchtigt aber die Gesundheit der gesamten Herde nachhaltig.
Neben direkten Krankheitsanzeichen führen die Belastungen häufig zu einer erhöhten Anfälligkeit für weitere Infektionen, schlechterem Wachstum bei Jungtieren und einer insgesamt geringeren Widerstandskraft der Herde. 
Chronischer Befall kann außerdem die Fruchtbarkeit verringern, die Erholung nach Krankheiten verzögern und die Qualität von Wolle, Milch und Fleisch mindern.

Unterschiede zwischen Schafen und Ziegen beim Parasitenbefall

  • Ziegen sind meist empfindlicher als Schafe: Sie entwickeln kaum eine Immunität und erkranken bei gleichem Parasitenbefall oft schwerer.
  • Symptome bei Ziegen oft weniger eindeutig: Typische Warnsignale wie Durchfall fehlen häufig, was die Erkennung erschwert.
  • Regelmäßige Kontrollen sind besonders wichtig: Bleibt ein Befall unentdeckt, kann das bei Ziegen schnell zu ernsten Problemen führen.

Wirtschaftliche Verluste durch Parasitenbefall

Die wirtschaftlichen Folgen eines Parasitenbefalls zeigen sich oft erst mit der Zeit – sie betreffen sowohl Hobbyhalter als auch landwirtschaftliche Betriebe.

Neben direkten Kosten für Parasitenbehandlung entstehen zahlreiche indirekte Einbußen, die sich langfristig summieren.

Typische wirtschaftliche Folgen eines Parasitenbefalls:

  • Tierverluste: Ersatzkosten für tote Tiere
  • Leistungseinbußen: Weniger vermarktbare Tiere, geringere Milch- oder Fleischleistung
  • Behandlungskosten: Tierarztkosten und Ausgaben für die Behandlung von durch Parasiten verursachten Erkrankungen oder Folgeerkrankungen (z. B. Lungenentzündungen)
  • Mehrarbeit: Zusätzlicher Zeitaufwand für Pflege, Kontrolle und Managementmaßnahmen


Weil viele Kosten durch Parasitenbefall erst nach und nach sichtbar werden, unterschätzen viele Halter die wirtschaftlichen Folgen. Während Ausgaben für Entwurmung und Tierarzt sofort ins Auge fallen, bleiben die schleichenden Verluste oft unbemerkt - und können am Ende deutlich größer sein als gedacht.

Saisonale Entwurmung: Vor- und Nachteile für Schafe und Ziegen

Über viele Jahre hinweg war es gängige Praxis, Schafe und Ziegen in regelmäßig - meist zu bestimmten Jahreszeiten - zu entwurmen. Diese kalenderbasierte Entwurmung ist bis heute in vielen Betrieben verbreitet und spiegelt die lange Erfahrung in der Parasitenkontrolle wider.

Wie oft Schafe entwurmen? Zeitpunkte, Haltung und Praxis

In der traditionellen Schafhaltung war es üblich, Schafe routinemäßig mind. zweimal im Jahr zu entwurmen: einmal im Frühjahr, bevor die Tiere auf die Weide kommen, und einmal im Herbst, nach dem Ende der Weidesaison. Dieses Vorgehen sollte den Parasitenzyklus unterbrechen und galt lange als Standard, unabhängig davon, ob die Tiere tatsächlich betroffen waren.

Ob und wann Schafe entwurmt wurden, hing jedoch von mehreren Faktoren ab. Bei Standweiden ist das Risiko für Parasitenbefall oft höher als bei Wander- oder Hütehaltung, da sich Erreger auf stark genutzten Flächen leichter ansammeln. Auch die Art der Nutzung spielt eine Rolle: Milchschafe werden zum Beispiel häufig intensiver kontrolliert und entwurmt, da Parasitenbelastungen die Milchleistung direkt beeinflussen können.

Wie oft Ziegen entwurmen? Besonderheiten, Dosierung, Wartezeiten

Auch in der konventionellen Ziegenhaltung wurde es lange so gehandhabt, die Tiere routinemäßig zweimal jährlich zu entwurmen – meist im Frühjahr und Herbst. Besonders bei Milchziegen fand das Entwurmen von Ziegen traditionell zu Beginn der Trockenstehzeit oder vor der Geburt der Lämmer statt, um die vorgeschriebenen Wartezeiten für die Milchproduktion einzuhalten.

Heute wird empfohlen, beim Ziegen entwurmen die Haltungsbedingungen, das Alter und den Gesundheitszustand der Tiere individuell zu berücksichtigen.

Wurmmittel bei Ziegen

Für Ziegen sind in Deutschland keine Wurmmittel offiziell zugelassen. Entwurmungen erfolgen daher meist im sogenannten „Umwidmungsverfahren“ mit Präparaten für andere Tierarten wie Schafe. Die Auswahl und Dosierung übernimmt am besten der Tierarzt, um Fehler und Risiken zu vermeiden.

Selektive Entwurmung: Moderne Strategie gegen Resistenzen

Die lange Zeit übliche saisonale Entwurmung galt als einfach und sicher – doch in den letzten Jahren hat sich dieser Ansatz in der Parasitenbekämpfung deutlich verändert. Häufige pauschale Behandlungen fördern Resistenzen und führen dazu, dass manche Tiere unnötig entwurmt werden, während andere trotzdem belastet bleiben.

Diese Erfahrungen haben nicht nur in der Schaf- und Ziegenhaltung, sondern auch bei anderen Tierarten – wie zum Beispiel Pferden – ein Umdenken ausgelöst. Heute weiß man dank neuer Forschung: Statt alle Tiere regelmäßig zu behandeln, ist heute eine gezielte Entwurmung nach tatsächlichem Bedarf wichtig. Die selektive Entwurmung setzt genau hier an und gilt heute als moderner Standard im Parasitenmanagement.

Entwurmen nach Diagnose: Kotprobe, FAMACHA, DAG, Body 

Selektive Entwurmung bei Schafen und Ziegen bedeutet, dass nur die Tiere behandelt werden, bei denen tatsächlich ein Parasitenbefall nachgewiesen wurde oder die deutliche Symptome zeigen. Das schont nicht nur die Wirksamkeit der Medikamente, sondern auch die Tiere selbst: Sie werden nur dann behandelt, wenn es wirklich nötig ist, und unnötige Belastungen durch Wurmmittel werden vermieden. Die Herde bleibt insgesamt gesünder und das Risiko für Nebenwirkungen sinkt.

Für die Entwurmung gibt es verschiedene Wirkstoffgruppen, die jeweils gegen unterschiedliche Parasiten besonders wirksam sind. Ein gezielter Wechsel dieser Mittel – immer abgestimmt mit dem Tierarzt – ist wichtig, um Resistenzen bei den Parasiten zu vermeiden. Welche Wirkstoffgruppe eingesetzt wird, hängt davon ab, welche Parasiten aktuell ein Problem darstellen. Nach der Behandlung sollte durch eine erneute Kotprobenuntersuchung überprüft werden, ob die Entwurmung erfolgreich war.

 

Parasitenmanagement heute: Schritt-für-Schritt zur nachhaltigen Strategie

Ob eine Entwurmung nötig ist, zeigt am zuverlässigsten die Kotprobenuntersuchung. Dazu wird frischer Kot von mehreren Tieren gesammelt und an den Tierarzt oder ein Labor geschickt. Die Analyse ermittelt die Zahl der Wurmeier pro Gramm Kot. Ein gewisser Parasitenbefall ist normal – entscheidend ist, ob ein empfohlener Schwellenwert überschritten wird, ab dem die Gesundheit der Herde gefährdet ist.


Ergänzend gibt es praxisnahe Methoden, um betroffene Tiere frühzeitig zu erkennen:1

  • FAMACHA-Score: Überprüfung der Schleimhäute am Auge auf Blutarmut – blass = Hinweis auf Blutarmut durch blutsaugende Parasiten (z. B. Haemonchus).
  • DAG-Score: Verschmutzungsgrad am After prüfen – viel anhaftender Kot deutet auf Durchfall und möglichen Wurmbefall hin.
  • Body Condition Score: Beurteilung der Körperkondition - plötzlicher Gewichtsverlust oder schlechter Ernährungszustand können auf Parasiten hindeuten.


Nur wenn bestimmte Schwellenwerte bei Kotproben überschritten werden oder auffällige Tiere erkannt werden, ist eine Entwurmung wirklich sinnvoll. So bleibt die Herde gesünder und Resistenzen werden vermieden.

Praxistipp: Kotproben richtig sammeln

Kotproben sollten vor allem bei auffälligen Tieren, vor dem ersten Weidegang, im Herbst oder nach einer Entwurmung gesammelt werden. Am besten nimmt man frischen Kot direkt nach dem Kotabsatz oder vorsichtig mit Handschuh aus dem After – möglichst ohne Erde oder Einstreu. Für eine Sammelprobe reichen etwa 20–40 g von mehreren Tieren einer Gruppe. Die Probe kommt in ein sauberes, beschriftetes Gefäß und sollte kühl gelagert und schnellstmöglich zum Tierarzt oder Labor geschickt werden.

Der Weg zur zeitgemäßen Entwurmungsstrategie

Parasiten lassen sich in keiner Schaf- oder Ziegenherde ganz vermeiden – und das ist auch nicht das Ziel. Entscheidend ist, wie wir heute damit umgehen: Wer statt starrer Routinen auf selektive Entwurmung und gezielte Diagnostik setzt, schützt die Gesundheit der Tiere und sichert die Zukunft seines Bestands. So wird Parasitenmanagement eher Chance, die Herde widerstandsfähig zu halten.

Eine erfolgreiche Winterfütterung gelingt mit hochwertigem Grundfutter, gezielter Ergänzung durch Kraftfutter und Mineralstoffe sowie einer bedarfsgerechten Anpassung an die Herde. Wer regelmäßig kontrolliert und die Futterumstellung Schritt für Schritt gestaltet, sichert Tiergesundheit und Wirtschaftlichkeit. Denken Sie auch an die nächste Futterumstellung im Frühjahr – mit rechtzeitiger Planung bleibt Ihre Herde das ganze Jahr über fit und leistungsfähig.

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