Mehrphasige Fütterung ist ein zentrales Konzept in der modernen Kälberaufzucht.
Der Erfolg und die Wirtschaftlichkeit in der Aufzucht hängen maßgeblich vom richtigen Fütterungsmanagement ab. Ein entscheidender Faktor ist dabei die Wahl des passenden Milchaustauschers, abgestimmt auf Alter und Bedarf der Tiere.
Diese strukturierte Fütterungsmethode ist sowohl ernährungsphysiologisch sinnvoll als auch kosteneffizient – und sorgt für gesunde, leistungsfähige Kälber.
Was bedeutet mehrphasige Fütterung für Kälber?
Bei der mehrphasigen Fütterung für Kälber wird die Tränkezeit in zwei Abschnitte unterteilt. Das Kalb erhält dabei unterschiedliche Milchaustauscher, die jeweils optimal auf seine Entwicklungsphase abgestimmt sind.
Ziele der mehrphasigen Fütterung:
- Stärkung des Immunsystems
- Vorbeugung von Verdauungsproblemen
- Förderung eines gleichmäßigen Wachstums
- Reduzierung der Futterkosten bei gleicher Leistung
Die Phasen im Überblick
1. Kolostrumphase – die Basis für ein gesundes Kalb
Unmittelbar nach der Geburt ist die Aufnahme von hochwertigem Kolostrum (Biestmilch) lebenswichtig.
• Innerhalb der ersten 2 Stunden: 3–4 Liter Kolostrum füttern
• Versorgung über mindestens zwei Mahlzeiten
So wird eine ausreichende passive Immunität aufgebaut, die das Kalb vor Krankheiten schützt.
→ Lesen Sie hierzu unseren Ratgeber zu Management-Regeln rund um die Geburt Ihres Kalbes


2. Intensive-Tränkephase (Woche 1–4)
In dieser Phase steht das starke Wachstum im Vordergrund.
- Steigende Milchmenge: 6–12 Liter pro Tag
- Verwendung eines hochwertigen Milchaustauschers auf Milcheiweiß-Basis (Magermilch & Molkenprotein)
- Empfehlung: IgluVital mit 60 % Magermilchpulver
Dadurch werden Organentwicklung und Gesundheit optimal gefördert.




3. Abtränkphase (Woche 5–12)
Ab der 5. Lebenswoche kann auf einen Folgemilchaustauscher gewechselt werden, der neben Milcheiweiß auch pflanzliche Eiweißkomponenten enthält.
Durch die veränderte Enzymaktivität verbessert sich in dieser Phase die Verdaulichkeit pflanzlicher Proteine, und die Pansenentwicklung schreitet deutlich voran.
Wichtige Punkte in der Abtränkphase:
- Milchmenge ab Woche 5 linear bis zur 12. Woche reduzieren
- Kraftfutteraufnahme steigern, um Energiebedarf zu decken
- Absetzen der Milch bei ca. 2,5 kg Festfutteraufnahme pro Tier und Tag
- Keine abrupte Reduzierung, um Stress und Wachstumsknicke zu vermeiden
So verläuft die Futterumstellung gleichmäßig und stressfrei, und die Kälber entwickeln sich stabil bis zur vollständigen Milchabsetzung.
Vorteile der mehrphasigen Fütterung
Die mehrphasige Fütterung bietet zahlreiche Vorteile für Tiergesundheit und Wirtschaftlichkeit in der Kälberaufzucht.
Sie ermöglicht eine optimale Nährstoffversorgung in der frühen Phase der metabolischen Programmierung, in der entscheidende Weichen für Wachstum, Verdauung und Immunsystem gestellt werden.
Kälber, die in dieser Zeit bedarfsgerecht versorgt werden, zeigen:
- eine bessere Nährstoffverwertung in allen Entwicklungsabschnitten,
- weniger Absetzdurchfälle,
- eine gezielte Förderung der Pansenentwicklung,
- und reduzierte Futterkosten bei gleicher oder sogar besserer Leistung.
Fazit: Effizient, tiergerecht & wirtschaftlich
Das Verdauungsenzymsystem des Kalbes ist nach der Geburt auf die Zusammensetzung der Vollmilch eingestellt.
Die Verdaulichkeit pflanzlicher Proteine und bestimmter Kohlenhydrate ist in den ersten Lebenswochen noch eingeschränkt.
Deshalb werden im direkten Anschluss an die Kolostrumphase Milchaustauscher mit hohem Magermilchpulveranteil empfohlen.
Ab der 5. Lebenswoche kann auf Austauscher mit geringerem Milchproteinanteil oder pflanzlichen Eiweißquellen umgestellt werden, da die Enzymaktivität dann eine breitere Nährstoffverwertung ermöglicht.
Die mehrphasige Fütterung passt die Zusammensetzung des Milchaustauschers gezielt an die Entwicklungsphasen des Kalbes an.
Lesen Sie hierzu unseren Ratgeber zu Alles Milch oder was? Das braucht ein junges Kalb!
Damit werden Tiergesundheit, Pansenreifung und Stoffwechselentwicklung (metabolische Programmierung) gefördert und zugleich die Rentabilität in der Aufzucht deutlich gesteigert.

