Im Sommer kommen wir Menschen häufig ins Schwitzen. Doch wie kommen eigentlich unsere Tiere damit klar?
Lesen Sie in diesem Artikel mehr über das Thema Hitzestress bei Rindern.
Was ist Hitzestress bei Kühen?
Kühe präferieren niedrige Temperaturen. Die absolute Wohlfühltemperatur der Kuh liegt zwischen -5 bis + 15°C.
Leider wird diese Temperatur im Sommer häufig überschritten. Aber wie können Sie Ihren Tieren diese Zeit erträglicher gestalten?
Steigende Temperaturen belasten den Stoffwechsel der Kuh enorm. Noch schlimmer wird es, wenn diese mit hoher Luftfeuchtigkeit einhergehen. Je wärmer es wird, desto schwieriger wird es für die Kuh (vor allem für die Hochleistende), die Wärme direkt über die Haut abzugeben. Für Kühe beginnt Hitzstress bereits bei circa 20°C und 70 % Luftfeuchtigkeit.
Warum stresst die Hitze Kühe?
Laktierenden Kühe setzen enorme Mengen Energie um. Zu Spitzenzeiten (besonders zu Beginn der Laktation) produzieren sie dabei über 1500 Watt Abwärme, das entspricht etwa einem durchschnittlichen Haushalts-Heizlüfter. Diese Wärme wird über die Haut an die Umgebung abgegeben und je kühler die Umgebung ist, desto besser gelingt dies natürlich. Die „Wohlfühltemperatur“ von ausgewachsenen, laktierenden Kühen hängt auch von ihrer Milchleistung ab. Bei 25 kg/Tag liegt sie daher etwa zwischen 4 °C bis 16 °C, bei steigenden Milchleistungen sinkt die Wohlfühltemperatur um ca. 4 °C je 10 kg Milchleistung. Das bedeutet, bei 35 kg/Tag sind ca. 0 °C – 12 °C optimal. Liegt die Außentemperatur in diesem Bereich, kann die Kuh die überschüssige Wärme problemlos abführen, dieser Bereich ist für sie „thermoneutral“.
Steigt die Außentemperatur jedoch darüber, wird es der Kuh zu warm. Mit steigender Luftfeuchtigkeit intensiviert sich das Problem, denn diese erschwert die Wärmeabgabe über die Haut zusätzlich. Sie bestimmt daher maßgeblich die „gefühlte Temperatur“ (und ist dafür verantwortlich, dass die Hitze in einer Wüste für den Kreislauf besser ertragbar ist als im Regenwald).
Der THI, der „Temperature-humidity index“, beschreibt dieses Zusammenspiel von relativer Luftfeuchtigkeit und Temperatur. Besonders auffällig ist hier, dass der Einfluss der Luftfeuchtigkeit umso stärker wird, je höher die Temperatur ist.


Symptome einer Kuh bei Hitzestress
Zu den ersten Symptomen von Hitzestress bei Kühen gehört auch das „Pumpen“ der Tiere sowie die gesteigerte Atemfrequenz. Dies kann sich verstärken bis hin zu starkem Hecheln mit lang gestreckten Hals und geöffnetem Maul.
Außerdem findet man Kühe, die unter Hitzestress leiden, auch weniger oft im Liegen vor. Sie versuchen hiermit die Oberfläche zu vergrößern, die einem Luftzug ausgesetzt ist.
Ein weiteres Symptom ist das Schwitzen, wodurch die Kuh wichtige Mineralstoffe verliert. Folgen sind hier unter anderem Krankheiten wie Mastitis, aber auch Leistungsabfall und eine Verschlechterung der Milchinhaltsstoffe sind mögliche Auswirkungen.
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Können Kühe schwitzen?
Ja, Kühe haben wie wir Menschen ein Temperaturempfinden und können schwitzen. Doch wenn die Tiere offensichtlich schwitzen, ist es bereits viel, viel zu heiß. Dies beginnt normalerweise erst ab ca. 30 °C. Dann kann man auch hechelnde und speichelnde Tiere beobachten, die mit langgestrecktem Hals schwer atmen. Obwohl schon weit vor diesem Zeitpunkt das Wohlbefinden der Tiere leidet, müssen spätestens jetzt sofort Maßnahmen zur Kühlung unternommen werden, um die Leistungsfähigkeit und Gesundheit der Tiere nicht zu gefährden.
Hitzestress bei Kälbern
Auch Kälber sind vor Hitzestress nicht sicher. Ab 20 °C versuchen sie sich vermehrt im Schatten aufzuhalten und stehen mehr als sie liegen.
Die Symptome sind hier die gleichen wie bei ausgewachsenen Kühen. Die Kälber fangen an zu schwitzen und hecheln mit geöffnetem Maul, bis sie letzten Endes dehydrieren. Die Muskeln fangen an zu zittern und Krämpfe setzen ein. Die Körpertemperatur kann hier bis zu 40 °C ansteigen.
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Welche Folgen hat Hitzestress für Ihre Kühe?
Hitzestress bei Kühen führt zu:
- einer reduzierten Futteraufnahme der Kuh
- einer zeitlich verzögerten sinkenden Milchmenge
- zurück gehenden Milchinhaltsstoffen
- einer schlechten Fruchtbarkeit
- schleichenden Stoffwechselstörungen
- Gesundheitsproblemen wie Klauenrehe und Mastitis
- Weniger Milchleistung und somit wirtschaftliche Einbußen


Die Auswirkungen von Hitzestress auf die Gesundheit unserer Kühe sind vielfältig.
Stoffwechselentgleisungen drohen zum einen aufgrund der reduzierten Futteraufnahme, die bei hochleistenden Kühen bekanntermaßen eine Ketose verursachen kann. Außerdem führt dies zu einem Absinken der Milchleistung und zu einer starken Leberbelastung.
Zum anderen kann es zu einer Pansenazidose kommen, wenn die Tiere weniger wiederkauen und damit weniger speicheln. Dadurch wird weniger Speichel produziert, der dringend für die Pufferung des Pansen-pH-Wertes benötigt wird. Verstärkt wird dieses Problem, wenn versucht wird, die reduzierte Futteraufnahme durch eine Erhöhung der Energiedichte der Ration zu kompensieren, ohne dies mit einer ausreichenden Faserversorgung auszugleichen. Das Pansenmikrobiom reagiert empfindlich auf die folgende Ansäuerung und es entstehen vermehrt Toxine, die in die Blutbahn gelangen.
Ein oft unterschätzter Faktor ist die Auswirkung von Hitzestress auf die Darmbarriere. Diese sorgt normalerweise dafür, dass nur gewünschte Stoffe (vor allem Nährstoffe) vom Darm in den Organismus gelangen. Unter Hitzestress wird diese jedoch durchlässiger und so können auch ungewünschte Stoffe sowie Bakterien und Viren die Darmschranke passieren. Dies wird in der Fachsprache dann als „Leaky gut“-Syndrom bezeichnet, zu Deutsch: „Undichter Darm“.
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Sowohl die Pansenazidose als auch die angeschlagene Darmbarriere belasten wiederum die Leber, denn sie muss den Organismus nun verstärkt entgiften. Weitere Folgen dieser Toxin- und Schadstoffbelastung können Klauenprobleme und vielfach unspezifisch erhöhte Zellzahlen sein. Auch die Fruchtbarkeit kann stark beeinträchtigt werden, wenn beispielsweise vermehrt Mykotoxine durch die Darmbarriere gelangen.
All diese Entwicklungen bereiten der Kuh Hitzestress und darunter leiden Wohlbefinden, Gesundheit und Leistungsfähigkeit. Damit es gar nicht erst so weit kommt, sollten daher rechtzeitig wirkungsvolle Gegenmaßnahmen ergriffen werden.
Was kann ich als Landwirt gegen Hitzestress bei meinen Kühen tun?
Die beste Möglichkeit, den Kühen den Sommer so angenehm wie möglich zu gestalten, ist ein durchdachtes Zusammenspiel aus Fütterungstechnik, Management und der Ration.
Wasser als Hilfe bei Hitzestress von Rindern:
Das A und O ist eine gute Wasserversorgung. Hierbei setzt sich der Bedarf an Wasser zusammen aus
- der Umgebungstemperatur,
- dem Wassergehalt des Futters,
- der Futtermenge und –struktur,
- sowie dem Leistungsniveau des Tieres.
Orientieren sollte man sich an den leistungsstärksten Kühen und den höchsten Jahrestemperaturen.
Der Wasserbedarf beträgt 4-5 Liter pro Kilogramm Trockenmasseaufnahme und kann im Hochsommer bis zu 180 Liter Wasser pro Kuh betragen.
Den Tieren sollte frei zugängliches, klares Wasser ohne Beigeschmack und in Hitzeperioden extra Tränkeplätze für rangniedere Tiere angeboten werden.
Die richtige Haltung gegen Hitzestress bei Rindern:
- Bei Weidehaltung
- Sorgen Sie für ausreichend Auslauf im Schatten, denn direkte Sonneneinstrahlung belastet die Kühe
- Der Weideaustrieb sollte am Morgen und/oder am Abend erfolgen, wenn es kühler ist
- In Ställen Fördern Sie den Luftaustausch durch geöffnete Fenster und Tore
- Setzen Sie Ventilatoren oder Wassersprüher ein
- Vermeiden Sie eine Überbelegung
Die richtige Fütterung gegen Hitzestress bei Rindern:
Die Futteraufnahme muss aufrechterhalten werden.
- Ration: Wichtig ist der ausreichende Einsatz von strukturwirksamer Faser zur Erhaltung des pH-Werts des Pansens. Steigt die Trockenmasse der Ration aufgrund der Austrocknung der Siloanschnittsfläche oder auf dem Futtertisch, ist über den Einsatz von Wasser nachzudenken.
- Futtervorlage: Einmalige Fütterung sollte in den kühlen Abendstunden standfinden. Eine mehrmalige Futtervorlage und ein häufiges Nachschieben besitzen einen positiven Effekt auf die Aufnahme. Vor allem bei automatischen Melksystemen besteht das Risiko einer mangelhaften Aufnahme des Grundfutters. Hier sollte die Kraftfuttermenge am Roboter bzw. auch an Automaten verringert werden.
Tipps für den klimaoptimierten Rinder-Stallbau
Um langfristig gut für kommende Hitzeperioden vorbereitet zu sein, lohnt es sich, beim Stallbau entsprechend vorzusorgen. Ganz grundsätzlich ist eine Ausrichtung quer zu Windrichtung optimal, Traufhöhen von über 3,60 m und ein offener First tragen zur besseren Durchlüftung bei. Jalousien und Curtains können sensorgesteuert werden und so eine automatische Thermoregulation sicherstellen.
Besonderes Augenmerk sollte dem Dach gelten: Ein helles Dach, Sandwichelemente sowie der Schatten, der durch Photovoltaik-Elemente geworfen wird, reduzieren die Wärmeentwicklung ebenfalls. Weite Dachüberstände spenden zusätzlichen Schatten. Lichtplatten wirken wie ein Treibhaus und sollten daher über jenen Orten großen Andrangs und auf der Südseite vermieden werden, ebenso windbrechende Elemente wie ein hoher Betonsockel oder Fahrsilos auf der windseitigen Stallseite.
Welche Empfehlung gibt JOSERA bei Hitzestress Ihrer Kühe?
Anhaltender Hitzestress schwächt das Immunsystem Ihrer Kühe und erhöht die Anfälligkeit für entzündliche Prozesse. Die Häufigkeit von Erkrankungen wie Klauenrehe und Mastitis steigen.
Um Hitzestress bei Kühen zu vermeiden, sollte die Nährstoffdichte in der Ration aufgrund der reduzierten Futteraufnahme erhöht werden. Dabei ist unbedingt auf eine ausreichende Faserversorgung zu achten. Das geschwächte Immunsystem sollte gerade in Stresssituationen gestärkt und die knappen Nährstoffe möglichst effizient verwertet werden.
JOSERA DairyPilot schlägt hier mehrere Fliegen mit einer Klappe: JOSERA DairyPilot stabilisiert oder erhöht die Futteraufnahme und -vewertung und stärkt die Abwehrkraft gegen entzündliche Prozesse und Hitzestress.
Zudem kann JOSERA Frischhaltekonzentrat helfen: Zur Stabilisierung einer feuchteren Ration bei hohen Temperaturen empfiehlt sich der Einsatz stabilisierender Komponenten, wie JOSERA Frischhaltekonzentrat. Denn eines ist sicher: von einer warmen Ration wird noch weniger gefressen.
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Das folgende Video zeigt eine Farm in Portugal, die einst mit 5 Kühen startete. Heute besitzen sie mehr als 100 laktierende Kühe und hatten immer ein Problem: Hitzestress.
Der Einsatz von DairyPilot hat ihnen geholfen:
Fazit:
Frisches Wasser, eine optimierte Haltung, die richtige Rationszusammensetzung, eine durchdachte Futtervorlage sowie der stärkende Einsatz von JOSERA DairyPilot sorgen dafür, dass Ihre Kuh auch die wärmsten Tage des Sommers ohne Leistungseinbußen durch Hitzestress übersteht.