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Die Abkalbung stellt eine extreme Belastung sowohl für die Kuh als auch für das Kalb dar - doch wir zeigen Ihnen, was Sie tun müssen, damit beide anschließend gesund und munter sind. Eine optimale Geburtsvorbereitung, -hilfe und -nachsorge unterstützen Ihre Kühe beim Start in die Laktation und deren Nachwuchs beim Start ins Leben. 

 

Vor der Geburt 

Frühzeitig in die Herde eingliedern 

Kalbinnen profitieren sehr davon, schon lange vor der Geburt in den späteren Stall und die spätere Gruppe eingegliedert zu werden. Eine Eingewöhnungszeit von etwa 6-8 Wochen hilft ihnen dabei, sich an die neuen Verhältnisse und die neue mikrobiologische Umgebung schon vor der Geburt anzupassen und erspart ihnen zusätzlichen Stress in der ohnehin sensiblen Phase der Frühlaktation. In diesem Zeitraum bitte auch die Mutterschutzimpfung gegen Kälberdurchfall nicht vergessen! 

 

Doch wie lange trägt eine Kuh überhaupt? 

Eine Kuh trägt durchschnittlich 280 Tage. Die Tragezeit einer Kuh ist somit nur etwas länger als die des Menschen (durchschnittlich 266 Tage).

 

Übrigens: Wenn es ein gesondertes Abteil mit Frühtrockenstehern gibt, sind die Kalbinnen hier gut aufgehoben, deren Ration passt für beide Gruppen. Ab ca. zwei Wochen vor dem Abkalben sollte dann die Umstallung in die Laktierende-Gruppe erfolgen. 

 

Transitration 

Um eine optimale Nährstoffversorgung zum Zeitpunkt der Geburt zu gewährleisten, empfiehlt sich ab zwei Wochen vor der Geburt eine gesonderte Transitration. Sie zeichnet sich zum einen durch besonders hochwertiges Futter aus, zum anderen sollte möglichst viel Volumen aufgenommen werden: Ideal wären 17-18 kg TS, je nach Rahmen/Größe der Kuh. 
Das füllt und dehnt den Pansen und bereitet ihn so optimal darauf vor, nach der Geburt die großen Futtermengen aufnehmen zu können, die in der Frühlaktation zur Energieversorgung nötig sind: Je mehr Futter die Kühe nach der Geburt aufnehmen können, desto geringer fällt das Energiedefizit später aus. Zusätzlich beugt ein voller Pansen einer Labmagenverlagerung vor, die besonders oft in den Tagen und Wochen nach der Geburt auftritt, wenn durch das fehlende Volumen des Kalbes plötzlich viel Bewegungsfreiraum in der Bauchhöhle vorhanden ist. Zur Vermeidung des Milchfiebers ist es außerdem unerlässlich, die Kalziumversorgung in den letzten 8 Wochen vor der Geburt zu senken, damit der Organismus sich darauf einstellen kann, die eigenen Reserven zu mobilisieren. Eine zusätzliche Versorgung mit Kalzium darf erst kurz vor der Geburt erfolgen! 

 

Mehr zum Thema Milchfieber finden Sie in unserem Ratgeber „Milchfieber bei der Kuh – so schaffen Sie Abhilfe.“ 

 

Eckdaten für die Transitfütterungsempfehlung sind: 

  • 2-3 kg Kraftfutter 
  • 150 g nXP/kg TM bei etwa 17-18kg TS und 
  • Insgesamt etwa 6,7 MJ NEL. 

Abkalbe-Boxen sorgen für eine optimale Umgebung 

Ein bis zwei Tage vor der Geburt, bzw. spätestens, wenn Sie erste Geburtsanzeichen der Kuh bemerken, sollte diee in eine Abkalbebox gebracht werden. Erfolgt diese Umstallung der Kuh erst in der Frühphase der Geburt, kann das den Geburtsablauf stören – außerdem erfordert dieses System eine präzise 24 Stunden-Überwachung, damit das Kalb nicht im Laufstall zur Welt gebracht wird. 

 

Anzeichen der Kuh zur Geburt sind: 

  • Die Beckenbänder sind eingefallen 
  • Die Scham schwillt an 
  • Der Schleimpfropf geht ab; Zäher Schleim hängt aus der Scheide oder klebt am Schwanz 
  • Das Euter wirkt prall, die Zitzen sind mit Milch gefüllt und vielleicht sehen Sie auch schon Milchtropfen ausfließen. 

Eine optimale Abkalbe-Box bietet mindestens (!) 12 qm. Wird sie von mehreren Kühen gleichzeitig genutzt, gilt: mindestens 10 qm pro Kuh. Reichlich Einstreu (10-12 kg Stroh pro Tier und Tag) auf einem rutschfesten Untergrund sowie ein offenes Tränkebecken und ein Warmwasseranschluss in erreichbarer Nähe gehören zur bevorzugten Ausstattung. Außerdem sollte Sichtkontakt zur Herde bestehen. 
Auch auf eine gute Hygiene in der Abkalbe-Box ist zu achten: Nach spätestens 4-5 Kalbungen sollte die Box gereinigt und entmistet werden - von einer Zweckentfremdung als Krankenbucht ist dringend abzuraten! 

 

Während der Geburt einer Kuh 

Während viele Kühe eine normale Geburt ganz von allein schaffen, brauchen andere etwas Unterstützung. Ein guter Geburtshelfer muss vor allen Dingen eines wissen: wann er einzugreifen hat. Denn diese Frage ist nicht immer einfach zu beantworten. Wichtig ist aber in jedem Fall: Für eine ruhige Umgebung sorgen, jeglichen zusätzlichen Stress für das Muttertier vermeiden und hygienisch arbeiten. 

 

Geburtshilfe beim Kalb

 

…ist nicht immer notwendig 

Eine natürliche Geburt ohne menschliches Eingreifen ist prinzipiell für Kuh und Kalb immer das Beste. Ein natürlicher Geburtsverlauf stimuliert die Atmung des Kalbes, den Milcheinschuss der Mutterkuh, den Abgang der Nachgeburt und sollte nur dann gestört werden, wenn es tatsächlich notwendig ist. Solange die Kuh starke, regelmäßige Wehen hat und die Geburt langsam, aber stetig voranschreitet, sollte nicht eingegriffen, sondern lediglich gut überwacht werden, um weitere Komplikationen zu vermeiden. Völlig normal ist es, wenn das Kalb bis zum Durchtritt des Kopfes (oder Gesäßes bei Hinterendlage) in jeder Wehe etwa 2-3 cm weiter herausgepresst wird und in der Wehenpause wieder 1-2 cm zurückrutscht. 
Eine normale Geburt hat eine Vorlaufzeit von etwa 6 bis 16 Stunden („innere“ Wehen, Öffnung des Muttermundes und Eintritt der Fruchtblasen in den Geburtsweg) und dauert anschließend etwa 1 bis 3 Stunden bei Kühen und 1 bis 6 Stunden bei Färsen/Kalbinnen. 

… als Unterstützung

Als Faustregel gilt: 

  • Sind nach 1 bis 2 Stunden (bei Färsen 3 bis 4 Stunden!) nach Geburtsbeginn (Schleimabgang) noch keine Klauen zu sehen, 
  • dauert die Wehentätigkeit an, ohne dass ein Fortschritt erkennbar ist oder 
  • kommt es nach 1 bis 2 Stunden zum Stillstand der Geburt, 

sollte eingegriffen werden. Da es sich ab jetzt um eine Schwergeburt handelt, ist es außerdem ratsam, eine Fußfessel anzulegen, um zusätzlichen Verletzungen durch Ausgrätschen vorzubeugen. 

In jedem Falle ist auf gute Hygiene zu achten, um spätere Gebärmutterprobleme zu vermeiden. Die Scham und der umgebende Bereich sowie die Hände und Arme des Geburtshelfers müssen mit warmem (!) Wasser und Seife gereinigt werden und es sollten saubere, ausgekochte Geburtstricke bzw. Geburtsketten, da diese leichter zu reinigen sind, zur Verfügung stehen. 
Als Allererstes sollte dann eine Untersuchung des Status Quo erfolgen: Liegt das Kalb physiologisch, d.h. mit beiden Vorderbeinen voraus, den Kopf darauf (sogenannte Vorderendlage), oder mit beiden Hinterbeinen voraus, mit dem Hintern nach oben (Hinterendlage), so kann Zughilfe geleistet werden. 

 

Wie leiste ich richtig Geburtshilfe bei der Kuh? 

  • Es lohnt sich immer, zunächst mit den Händen den Geburtsweg aufzudehnen und reichlich Gleitschleim einzubringen. 
  • Die Grundregel lautet: langsam, mit der Wehentätigkeit, mit Zugpausen und nicht zu stark! Als Faustregel gilt: Maximal mit der Kraft von zwei Männern ohne Hilfsmittel ziehen. Ein mechanischer Geburtshelfer dagegen überträgt enorme Kräfte und muss daher umsichtig eingesetzt werden. Die Geburtswege müssen langsam aufgedehnt werden und geben mit der Zeit immer weiter nach. Wird zu schnell und zu fest gezogen, haben weder das Becken noch die weichen Geburtswege der Kuh genug Zeit, um sich ausreichend zu dehnen – es wird unweigerlich zu Verletzungen der Kuh und/oder des Kalbes führen, wenn zu früh, zu stark und zu schnell gezogen wird! 
  • Hat sich die Kuh bereits hingelegt, so sollte die normale Geburtshilfe auch im Liegen geleistet werden - nicht die Kuh wieder auftreiben. 
  • Wenn abwechselnd an den Beinen des Kalbes gezogen wird, wird der Schultergürtel schräg gestellt und so der Durchmesser verringert. Das erleichtert in manchen Fällen den Durchtritt durchs mütterliche Becken. 
  • Zunächst wird langsam und parallel zur Wirbelsäule der Mutter gezogen. Wird der Brustkorb (oder bei einer Hinterendlage der Nabel) sichtbar, wird der Geburtshelfer nach unten abgekippt (bis zu 90°) und an Geschwindigkeit zugelegt – jetzt darf es auch schneller gehen. 

… im Notfall 

Ist das Kalb nicht in einer der oben beschriebenen Lagen, ist es zu groß oder fühlt sich bei der Untersuchung etwas nicht „richtig“ an, ist es Zeit, einen Tierarzt zu rufen. Es kann sich hier um vielerlei Probleme handeln, wie zum Beispiel Gebärmutterverdrehungen, Missbildungen des Kalbes, Zwillingsgeburten, bei denen beide Kälber gleichzeitig in den Geburtskanal eintreten, abnorme Haltungen oder eine absolut zu große Frucht. Diese Probleme erfordern spezielle Kenntnisse und Werkzeuge und können auch einen Kaiserschnitt erforderlich machen. 
Je früher in so einem Falle der Tierarzt hinzugezogen wird, desto größer sind die Überlebenschancen für Kuh und Kalb! Gerade deshalb ist die Untersuchung des Status Quo zu Anfang der Geburt essenziell, um die richtige Entscheidung möglichst früh treffen zu können! 

 

Nach der Geburt 

Auch wenn die Geburt dann geschafft ist, haben Sie noch ein paar Dinge zu erledigen. Hier eine kleine Checkliste! 

 

Erstversorgung des Kalbes 

✅ Atmung 
Das neugeborene Kalb wurde die letzten Wochen und Monate über das Blut der Mutter mit Sauerstoff versorgt – das Erste, was es nun also lernen muss, ist: Atmen! Darum ist es ganz wichtig, gleich nach der Geburt den Schleim aus Nase und Maul ausstreichen, die Atmung überprüfen, kräftig mit Stroh abrubbeln und gegebenenfalls Atemstimulantien zu verabreichen. Auch ein ordentlicher Kaltwasserguss regt die Atmung an. Um dem Kalb die Atmung anschließend zu erleichtern, sollte es für die ersten Lebensminuten in Brustlage verbracht werden. 
✅ Abtrocknen 
Anschließend muss es abgetrocknet werden. Dies können Sie mit Stroh selbst machen, oder aber Sie lassen es von der Mutter ablecken. Obwohl es üblich geworden ist, das Kalb sofort vom Muttertier zu trennen, hat es viele Vorteile, das Kalb noch von der Mutter trockenlecken zu lassen! Zum einen stimuliert das die Atmung und den Abgang des Darmpechs des Kalbes und stärkt seine Vitalität und seinen Appetit. Und auch die Kuh profitiert davon: Der Abgang der Nachgeburt und der Einschuss der Milch werden durch diesen Vorgang hormonell unterstützt. Und der angenehme Nebeneffekt: Die Mutterkuh nimmt Ihnen damit auch noch Arbeit ab. 
✅ Kolostrum 
In der Zwischenzeit können Sie das Kolostrum ausmelken. Kälber müssen unbedingt mit Kolostrum (Biestmilch) versorgt werden, um das Immunsystem aufzubauen. Das Kolostrum ist die erste Milch, die eine Kuh nach dem Kalben gibt. Lesen Sie dazu gerne auch unseren Ratgeber zum Thema Biestmilchversorgung. 

 

Im Ratgeber "Die Kolostrumversorgung beim Kalb" finden Sie weitere hilfreiche Tipps und Tricks zum Thema Biestmilch.  

Merke: Seien Sie schnell! Neugeborene Kälber nehmen in der ersten Lebensstunde viel bereitwilliger und mehr Biestmilch auf als nur eine Stunde danach! 
Manche Kälber trinken in der ersten Stunde freiwillig bereits bis zu 4 Liter Kolostrum. Das liegt daran, dass der Organismus des Kalbes während der Geburt mit Adrenalin geflutet wird, unter anderem um die Schmerzen zu lindern und die Atmung und den Kreislauf zu stimulieren. Solange dieser Adrenalinspiegel noch hoch ist, merkt das Kalb noch nicht, wie müde und geschafft es eigentlich von der anstrengenden Geburt ist – es ist auch nach der Geburt noch kurzzeitig energiegeladen und euphorisch und säuft daher gerne und mit Begeisterung. Geben Sie ihm diese Chance, dann müssen Sie es später nicht drenchen! 


✅ Nabelkontrolle 
Bevor Sie dann das Kalb ins Kälbertaxi verladen, sollten Sie noch eine kurze Nabelkontrolle und gegebenenfalls Nabeldesinfektion mit Jod durchführen. 

Erstversorgung der Kuh 

Auch die Mutterkuh bedarf nach der Geburt besonderer Aufmerksamkeit. 

 

✅ Kontrolle auf weitere Kälber! 
Kontrollieren Sie unbedingt die Gebärmutter auf weitere Kälber oder Fruchtanteile, bevor Sie die Geburt für beendet erklären und zur weiteren Versorgung der Kuh übergehen. 

 

✅ Wasser 
Eine wichtige erste Maßnahme ist dann die Versorgung mit ausreichend lauwarmem Wasser, um den Kreislauf der Kuh zu stabilisieren und den Pansen zu füllen. Nach einer derartigen körperlichen Anstrengung säuft eine Kuh oft freiwillig bis zu 60 Liter Wasser, die ihr möglichst sofort zur Verfügung gestellt werden sollten. Dies regt den Pansen und damit die Festfutteraufnahme an, beschleunigt den Abgang der Nachgeburt und beugt auch durch das schiere Volumen einer Labmagenverlagerung vor. 

 

✅ Energie 
Ganz einfach ist es hier übrigens, zusätzliche Energieträger direkt mit einzumischen!
 
Außerdem bieten wir JOSERA VitalTrunk. Um den Stoffwechsel der Milchkuh in dieser Phase zu unterstützen, sowie den Wasserhaushalt rechtzeitig auszugleichen, empfehlen wir VitalTrunk direkt nach der Kalbung als Kalbetrunk anzubieten.  

 

✅ Milchfieberprophylaxe 
Für Tiere ab der 3. Laktation ist außerdem eine Milchfieberprophylaxe in Form einer oralen oder subkutanen Kalziumgabe unbedingt anzuraten. Mit CowCHAMP hypocal versorgen Sie Ihre Tiere mit einer ordentlichen Menge zusätzlichem Kalzium und können damit aktiv vorbeugen. Schauen Sie doch zu diesem Thema auch noch in unseren Ratgeber zum Thema Milchfieber! 

 

Was fehlt noch? 

Mutterkuh und Kalb sind nun optimal versorgt, es fehlen nur noch ein paar Kleinigkeiten auf der Checkliste: Die Abkalbe-Box sollte von den Geburtsflüssigkeiten gesäubert, die Geburtsstricke in die Kochwäsche gegeben und alle gebrauchten Gegenstände gründlich gereinigt werden. 
 
Jetzt können Sie eine Pause einlegen – Ihr nächster Einsatz ist dann die Kontrolle der Nachgeburt, die nach etwa 12 bis 24 Stunden abgegangen sein sollte. In den darauf folgenden Tagen sollten Sie noch täglich Fieber messen, um eventuelle Probleme frühzeitig zu erkennen. Ein Nebeneffekt ist, dass Sie währenddessen auch den Zustand der Gebärmutter leicht überprüfen können: Eine Gebärmutterentzündung macht sich durch einen intensiven Gestank aus der Scheide bemerkbar, in diesem Falle sollten Sie dann einen Tierarzt hinzuziehen.

 

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