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Antibiotikaresistenzen und negative Einflüsse auf die Darmflora

In der Trockenstehphase und während der Laktation werden Milchkühe häufig mit Antibiotika behandelt. Hierbei kommen in der Regel Penicilline in Kombination mit Aminoglycosiden und Cephalosporine zum Einsatz. Dies führt dazu, dass sogenannte Sperrmilch anfällt, die für den menschlichen Konsum nicht in Verkehr gebracht werden darf.

Schätzungen zufolge entspricht das Aufkommen von Sperrmilch 1 bis 4 % der gesamten Milchproduktion. Um diesen Milchanteil einer wirtschaftlich sinnvollen Verwendung zuzuführen, wird die Sperrmilch von antibiotisch behandelten Kühen häufig an Kälber verfüttert.

 

Risiko von Antibiotikaresistenz

In diesem Jahr bewertete die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) das Risiko von Antibiotikaresistenzen im Zusammenhang mit der Fütterung von Sperrmilch an Kälber anhand eines wissenschaftlichen Gutachtens.
Diese EFSA-Auswertungen belegen, dass Kolostrum von Kühen, die mit einem antibiotischen Trockensteller behandelt wurden, in der Regel keine antibiotisch wirksamen Substanzen mehr enthält, wenn die angegebene Wartezeit eingehalten wurde.

Bei Mastitisbehandlungen mit intramammärer Therapie werden dagegen höhere Konzentrationen der entsprechenden Antibiotika über die Milch an Kälber weitergegeben. Dies führt nachweislich zu einer Erhöhung von resistenten Erregern im Darm, die mit dem Kot der Kälber ausgeschieden werde – allen voran E.coli.

 

Beeinflussung der intestinalen Mikroflora

Weitere Studien belegen, dass das Vertränken von Sperrmilch die intestinalen Mikroflora negativ beeinflusst, da durch die Kontamination der Milch mit Antibiotika ein erhöhter Selektionsdruck auf die Darmbakterien ausgeübt wird.
In einer aktuellen Studie (Yang Zou et al. 2017) wurden mögliche Einflüsse der behandelten Sperrmilch auf die Entwicklung der Kälber untersucht. Hierbei wurden als Messparameter die täglichen Zunahmen, die Durchfallhäufigkeit und die Darmgesundheit bei 84 männlichen Holstein-Kälbern bewertet.
Im Vergleich zur Kontrollgruppe, die unbelastete Tankmilch erhielt, konnten keine signifikanten Unterschiede der täglichen Zunahmen festgestellt werden.

Jedoch war in der Versuchsgruppe, die Sperrmilch erhielt, ein häufigeres Auftreten von Durchfallerkrankungen festzustellen. Auf Basis immunohistochemischer Untersuchungen konnten signifikante Unterschiede hinsichtlich der Darmgesundheit festgestellt werden. Die nachweislich höheren Immunreaktionen im Dünndarm deuten auf Entzündungsreaktionen im Darmepithel hin.

Vor dem Hintergrund der neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse soll ein stärkeres Bewusstsein für den Umgang mit antibiotisch belasteter Sperrmilch geschaffen werden, um zum einen das Risiko der Antibiotikaresistenzen zu verringern und zum anderen eine gesunde Darmentwicklung in der Kälberaufzucht gewährleisten zu können.